Willkommen auf Schloss Wiligrad
Achtung: Gefahr durch Grünastabbruch und erhöhte Brandgefahr in den Gärten und Parks
In den Gärten und Parks der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern ( SSGK M-V) kann es aufgrund der Trockenheit der vergangenen Wochen und Monate zu unvorhersehbaren Grünastabbrüchen kommen. Wir bitten Sie daher dringend, bei Ihrem Besuch die Parkordnung einzuhalten und bei Spaziergängen Vorsicht walten zu lassen. Trotz des Niederschlags der vergangenen Tage besteht zudem ein erhöhtes Brandrisiko. Die SSGK M-V behalten sich daher vor, geplante Feuerwerke im Rahmen von Veranstaltungen auch kurzfristig nach Prüfung der aktuellen Gefahrenlage abzusagen.
Unentdeckter Schatz
Das aus politischen Gründen seit 1945 bis zur Wendezeit von den Landkarten getilgte, heute umso strahlender erscheinende Schloss Wiligrad gehört zu den noch beinahe ungehobenen Schätzen der mecklenburgischen Schlösserlandschaft. Kurz vor 1900 hatte Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg-Schwerin, ein nachgeborener Sohn Großherzogs Friedrich Franz II., den eindrucksvollen Neurenaissancebau ganz nach eigenen Vorstellungen vom Hannoveraner Architekten Albrecht Haupt errichten lassen. Das Schloss steht am markanten Steilufer des Schweriner Außensees als Zentrum einer kleinen Idealsiedlung. Eingebettet in eine vor wenigen Jahren nach den Originalplänen wiederhergestellte Gartenlandschaft, die der Weimarer Hofgärtner Armin Sckell entwarf, entfaltet das Schloss seinen bezaubernden Reiz aus der Verbindung von imponierender Architektur und romantischen Landschaftseindrücken.
Die einzig wahre Neorenaissance
Der faszinierende Bau – das jüngste unter den ehemals landesherrlichen Schlössern – besticht durch seine geradezu akademisch durchkomponierte stilistische Einheitlichkeit. Herzog Johann Albrecht und sein Architekt Haupt hatten sich mit Schloss Wiligrad nach eigenem Bekunden ein klares Ziel gesetzt. Sie wollten erstmals mit einem historisch „richtigen“ Empfinden die Architektur der mecklenburgischen Renaissanceschlösser rezipieren und zu einer neuen „lebendigen“ Einheit zusammenführen. Um diesem hehren Anspruch gerecht zu werden, zog man Vorbilder wie die Schlösser Gadebusch, Schwerin, Güstrow, Freyenstein oder den Fürstenhof Wismar heran.
Blick in die mittelalterliche Geschichte
Das repräsentative Haus geht allerdings mit seinem Namen Wiligrad noch weiter in die Geschichte zurück. Denn die ungewöhnliche Bezeichnung bezieht sich auf die in einer frühmittelalterlichen arabischen Quelle überlieferte gleichnamige Obotritenburg als „Keimzelle“ des mecklenburgischen Fürstenhauses. Wiligrad war daher mehr als ein „normaler“ Fürstensitz, hat doch Johann Albrecht mit seiner Namensfindung überdeutlich seine Abstammung als markantes Unterscheidungsmerkmal zur bürgerlichen Gesellschaft seiner Zeit betont.
Außen und Innen
Das große Haupthaus und der schräg angesetzte Gäste- und Wirtschaftsflügel prägen die vielfältige Gestalt des Schlosses. Ganz homogen präsentiert sich das Schloss im sogenannten Johann-Albrecht-Stil, der sich an die mecklenburgische Renaissance zur Zeit des Herzogs Johann Albrecht I. anlehnt. Terrakottaelemente ziehen sich wie ein roter Faden über die Fassaden. Leicht erkennbar sind etwa die Tondi mit Profilköpfen, wie man sie als Originale des 16. Jahrhunderts etwa von den Schlössern in Gadebusch oder Schwerin kennt. Im Inneren des Schlosses überrascht eine groß dimensionierte Halle und eine Reihe von Räumen mit original erhaltener, stilistisch variantenreicher wandfester Ausstattung, die zu den Repräsentationsräumen des Herzogs und seiner Gemahlin gehörten und einst kostbar möbliert waren. Bereits seit 1921 war das Haus mit seiner Sammlung dem Publikum als regelmäßig geöffnetes Museum zugänglich.
Finstere Zeiten
Bis 1945 gehörten das Schloss und das gesamte Areal der Familie des ehemals regierenden Herzogshauses Mecklenburg-Schwerin. Die Nachkriegsgeschichte brachte wie vielerorts zunächst die Enteignung und dann die Fremdnutzung des Schlosses. Wiligrad wurde zuerst Parteischule, dann aber Ausbildungsstätte der Polizei. Das hatte nicht nur Umbauten im Schloss, sondern vor allem gravierende Veränderungen im Park zur Folge. Schießstände, Bunkerhügel, unsensibel platzierte Wohnblöcke und andere Zweckbauten durchzogen seither den Park. Wiligrad wurde seit dieser Zeit zu einer Terra incognita und blieb es bis 1990.
Neuanfang und Ausblick
Die Nachwendezeit brachte für Wiligrad die Rettung – für das Schloss, den Park – das ganze Ensemble. Erwacht aus dem erzwungenen Dornröschenschlaf wurden viele Gebäude instandgesetzt, der sich bis zum Seeufer hin erstreckende Park auf Grundlage von Befunden und Originalplänen in seiner historischen Gestalt wiedergewonnen und das Schloss einer vielfältigen Nutzung zugeführt. Gleich nach 1990 siedelte sich dort der Kunstverein Wiligrad an und veranstaltet bis heute im Schloss regelmäßig überregional beachtete Ausstellungen mit zeitgenössischer Malerei, Graphik oder Bildhauerei. In Zukunft soll auch die Geschichte des Schlosses und seiner früheren Bewohner in einer Ausstellung für die Besucher in ihrer ganzen Breite erfahrbar gemacht werden.
Aber nicht allein das Schloss selbst ist für viele Besucher ein Grund, nach Wiligrad zu kommen, sondern es sind auch die abwechslungsreichen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Neben einem stimmungsvollen Café, das sich in der ehemaligen Gärtnerei mit ihren Freiflächen angesiedelt hat und einen ausgezeichneten Ruf genießt, sind es mannigfaltige Angebote für Kinder und Jugendliche, die das Gelände auch touristisch hoch attraktiv machen.