Schloss Schwerin

Willkommen auf Schloss Schwerin

Obotriten-Gründung

Wie bei vielen altehrwürdigen Residenzen war auch der Anfang des Schweriner Schlosses weitaus bescheidener, als es die heutige erstrangige Sehenswürdigkeit glauben machen möchte. Seine Historie reicht weit zurück bis ins slawische Mittelalter des 10. Jahrhunderts, als auf der vorgelagerten Insel im Schweriner See die in Mecklenburg herrschenden Obotriten, die Stammväter der mecklenburgischen Fürsten, eine befestigte Burg errichteten. Manche Relikte dieser frühen Zeit schlummern noch heute im Boden der Schlossinsel. So auch der teilweise archäologisch ergrabene slawische Burgwall, der im Kern den Umriss der heutigen Schlossanlage besaß. Wohl erst im späten 14. Jahrhundert, als die inzwischen christianisierten Obotriten als Mecklenburgs Herzöge fest ins deutsche Kaiserreich integriert waren, vollzog sich der Ausbau der Wallanlage zur allmählich steinern werdenden Residenz der Landesherrschaft.

Ehrgeizige, aber gescheiterte Pläne der Renaissancezeit

Durch eine sukzessive, vor allem aber im 16. Jahrhundert unter Johann Albrecht I. intensivierte Bautätigkeit der Herzöge wuchs der Schweriner Herrschaftssitz zum ansehnlichen Residenzschloss über polygonalem Grundriss heran. In dieser Zeit entstanden vielfach Fassaden mit den für die mecklenburgische Renaissance so typischen figürlichen und ornamentalen Terrakotten aus der Werkstatt des Statius van Düren. Zum Teil überliefern diese Terrakotten noch einige Fassadenpartien, die bei der Neugestaltung des Schlosses im 19. Jahrhundert renoviert und in den Neubau einbezogen wurden. Fulminant sollte das 17. Jahrhundert für das Schweriner Schloss beginnen, als Herzog Adolf Friedrich I. den aus Emden stammenden Baumeister Ghert Evert Piloot mit der großangelegten Überformung der Schlossburg Johann Albrechts I. beauftragte. Doch die Umbaupläne, die aus der alten Residenz wohl eines der spektakulärsten deutschen Renaissanceschlösser gemacht hätten, blieben auf dem Papier. Die überlieferten Entwurfszeichnungen Piloots von 1619 belegen aber, dass den Herzögen schon im 17. Jahrhundert bewusst war, welchen nachhaltigen Eindruck der gedachte hochaufragende Inselbau von allen Blickrichtungen her hätte erzeugen können. Die anspruchsvollen Pläne scheiterten an der Katastrophe des 17. Jahrhunderts, dem Dreißigjährigen Krieg, der für Mecklenburg, seine Einwohner und seine Landesherrn besonders drastisch verlief.

Kein Absolutismus, kein Barockschloss

In der Folgezeit verhinderten vor allem innenpolitische Gründe den konsequenten Ausbau des Schlosses. Insbesondere die politische Stärke der mecklenburgischen Stände vereitelte einen Ausbau des Landes zur absolutistischen Monarchie, so dass auch die Möglichkeiten der Herzöge zur Verwandlung des Schweriner Schlosses in einen modernen Palastbau zu Beginn und im späteren Verlauf des 18. Jahrhunderts schlichtweg nicht vorhanden waren. Die bescheidene Bautätigkeit unter Herzog Friedrich Wilhelm und dann unter Christian II. Ludwig bezog sich vor allem auf die Modifikation von Innenräumen. Die wenigen, am römischen Hochbarock und dem Berliner Schlossneubau Schlüters orientierten Pläne etwa für einen Eingangsflügel mit säulengeschmücktem Portal blieben unausgeführt. Die Verlegung des Hofstaates nach Ludwigslust im Jahre 1763 und der Neubau des dortigen Schlosses unter Herzog Friedrich taten ein Übriges und waren ein Spiegel der politisch für die Landesherrn ungünstigen Situation.

Raus aus der Stagnation

Dieser bauliche Stillstand sollte erst unter Großherzog Friedrich Franz II. kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts sein Ende finden. Nachdem sein Vater Paul Friedrich 1837 die Rückverlegung des Hofes von Ludwigslust nach Schwerin veranlasst hatte, gab der junge Monarch nunmehr einen radikalen Umbau des Schweriner Residenzschlosses in Auftrag. Das Ergebnis dieser Anstrengungen war ein Bau, dem spätere Generationen manches Mal mit Irritation, oft mit Hochachtung, mitunter Spott, aber immer mit dem Gefühl von Überwältigung begegnet sind. Friedrich Franz II. beauftragte noch im Jahr seines Regierungsantritts 1842 seinen Hofarchitekten Georg Adolph Demmler mit Umbauentwürfen des Schlosses. Diese Pläne hatten – unter ausdrücklicher Beibehaltung von Teilen des bestehenden Renaissancebaus – die Ausbildung einer monumentalen Residenz zum Ziel. Unter Beteiligung des Schweriner Hofbaumeisters Hermann Willebrand, der zeitweisen Einbindung Gottfried Sempers und der späteren Übernahme der Planung und Ausführung durch den Berliner Hofarchitekten Friedrich August Stüler entstand schließlich in den Jahren 1843 bis 1857 der heute bestehende Neubau. In der Vermischung von Elementen der lokalen Bautradition mit solchen der französischen Renaissance vermittelt das Schloss eine grandiose Architekturkulisse, die sowohl als Solitär ihre Wirkung entfaltet als auch das neue ideale und machtpolitische Zentrum der Residenzstadt Schwerin auf sich vereint. Die Überwältigungsinszenierung der Fassaden setzt sich ungebrochen im Inneren fort, wo den Besucher noch heute eine der faszinierendsten Raumfolgen des frühen deutschen Historismus erwartet. So ist es nicht verwunderlich, dass das Schweriner Schloss auf die deutsche Tentativliste für die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe gelangte, ist es doch in der deutschen Schlösserlandschaft nicht nur die größte, sondern auch architektonisch und künstlerisch anspruchsvollste Residenz des 19. Jahrhunderts.

Museumsschloss und Landtagsgebäude

Außen und innen ist das Schloss heute – bis auf die bei einem Brand 1913 zugrunde gegangenen Innenräume im Burgseeflügel – weitgehend original erhalten und in vielen Bereichen museal erschlossen. Wenn auch ein Großteil der originalen mobilen Innenausstattung verloren ging, sind die wandfesten Dekorationen in den Appartements des Großherzogs und der Großherzogin von beeindruckender Größe und Qualität. Diese Interieurs verkörpern zusammen mit dem imponierenden Thronsaal aufschlussreich den politischen Anspruch, den der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin mit diesem Neubau verbunden hatte. In den vom Staatlichen Museum Schwerin mit zeitgenössischen Gemälden, Skulpturen und kunsthandwerklichen Objekten ausgestatteten Zimmern der großherzoglichen Appartements können die Besucher wandeln und die für das 19. Jahrhundert so charakteristische Atmosphäre aus tatsächlicher und inszenierter Geschichte auf sich wirken lassen. Mit einem vielfältigen museumspädagogischen Angebot für Touristen, Kunst- und Geschichtsbegeisterte sowie Kinder wird der Besuch des Schweriner Schlosses für jeden zum bleibenden Erlebnis. Aber das Schloss ist nicht nur ein historisches Gehäuse, sondern ein lebendiger politischer Ort. Denn hier ist seit 1990 das Parlament des Landes Mecklenburg-Vorpommern beheimatet und viele Abgeordnete haben ihre Arbeitszimmer in den Weiten des Schlosskomplexes.

See-Idyll und Schlossgartenzauber

Nicht nur in der schönen Jahreszeit ist der Garten des Schlosses ein Spaziergang wert. Er breitet sich unmittelbar um das Schloss herum aus, wo zudem eine Orangerie, eine Grotte und ein reizvoller Kolonnadenhof Architektur und Landschaftsgestaltung in einen harmonischen Zusammenklang bringen. Das historische barocke Gartenparterre, dessen strenge Strukturen sich in den Kanal- und Wegeführungen noch immer abzeichnen, erstreckt sich auf einem weiten Areal am Burgsee und endet in einer Rasenkaskade am Ostdorfer Berg. Im 19. Jahrhundert landschaftlich durch Peter Joseph Lenné überformt, zieht der Schweriner Schlossgarten aufgrund seiner Lage und ruhigen Spazierwege tausende Besucher an. Und der aus dem frühen 19. Jahrhundert stammende oktogonale Pavillon lädt heute als Restaurant jeden müden Flaneur zu einer wohlverdienten Ruhepause.

Spendenobjekte des Vereins der Freunde des Schweriner Schlosses e.V.

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