Schlossgarten Neustrelitz

Willkommen im Schlossgarten Neustrelitz

Überraschung

Angeblich soll Herzogin Dorothea Sophie Neustrelitz zunächst vor ihrem Gemahl Herzog Adolph Friedrich III. von Mecklenburg-Strelitz verheimlicht haben. Nach ihrem Tod erzählte man sich die Geschichte, sie habe ihren Mann eines Tages zu einer Kutschfahrt eingeladen und sei bei der samt Schloss und Garten vollendeten Anlage vorgefahren. Der Herzog soll höchst überrascht von der Schönheit des Anwesens gewesen sein. Ganz so haben sich die Begebenheiten nicht zugetragen. Der Herzog selbst berichtete über die Genese von Schloss und Garten: „…daß wir Unserer herzgeliebten Frau Gemahlin, Frau Dorotheen Sophien. ersucht und aufgetragen, die von Ihro hochfürstlichen Frau Mutter ererbte und Ihro sonsten zuständige Gelder, zur Bezahl- und Erzwingung des zum landeskündigen höchstwichtigen Bau, eines Residentz-Hauses, wozu wir den Ort Glineke aus vielen bewegenden Ursachen erwehlet, vorzuschießen und herzugeben…“ Auch von dem Garten wusste der Herzog und beschrieb, dass seine Gemahlin „…den Schloß-Garten anlegen, die Treppen darin verfertigen, junge, von frembden Orten Bäume nebst anderen Gewächsen und Hecken hineinsetzen…“ ließ. Geschaffen wurde das Gartenkunstwerk von dem aus Braunschweig stammenden Kunstgärtner Christoph Julius Löwe. Ab etwa 1730 entstand so eine prächtige Anlage, die von einer Mittelachse dominiert und mit kleinräumigen Kompartimenten in unterschiedlichen Ausgestaltungen versehen war. Sie entsprach damit dem Ideal der französischen Barockgärten. Auch sehr verwöhnten und kritischen Betrachtern – wie zum Beispiel Friedrich dem Großen – rang Neustrelitz ein Lob ab: „Das Schloss ist schön und lieget an einem See, mit einem grossen Garten, so wie die Situation von Rheinsberg.“

Reform und Wandel

Die Ausgestaltung des Gartenkunstwerkes brachte einen steten Wandel mit sich. Immer wieder gab es neue Lusthäuser, Tempel, Gehölze – große und kleine Überformungen des Bestehenden. Im Auftrag des Großherzogs Georg und unter Einbeziehung Peter Joseph Lennés wurde Mitte des 19. Jahrhunderts besonders der westliche Teil des Parks im Sinn eines Landschaftsgarten umgestaltet und fließend an das Areal der sogenannten Schlosskoppel angeschlossen. Der Garten erfuhr zu dieser Zeit seine größte räumliche Ausdehnung. Die barocke Mittelachse blieb bestehen. Heute befinden sich hier zwei Marmorspringbrunnen, die wie der Kinderbrunnen an der Orangerie Geschenke König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen sind. Eine weitere Besonderheit sind die Götterallee mit ihren Skulpturen antiker Gottheiten und allegorischen Figuren und der Hebetempel auf dem Wall zum Zierker See hin gelegen. Im westlichen Teil des Gartens befindet sich die 1892 errichtete Gedächtnishalle für die preußische Königin Luise, geborene Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz und Schwester von Großherzog Georg, mit einer marmornen Kopie der zweiten Grabstatue von Christian Daniel Rauch.

Erfolge der Restaurierungsmaßnahmen

Der Schlossgarten ging nach der politischen Wende 1989 in den Besitz des Landes Mecklenburg-Vorpommern über. 2007 startete die umfassende Wiederherstellung des Schlossgartens zunächst mit der Aufstellung eines Parkpflegewerks. Verantwortlich ist der landeseigene Betrieb für Bau und Liegenschaften, der in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und unter Beachtung der überkommenen Gartengestalt mit ihren mannigfaltigen Einflüsse eine Konzeption erstellte, um den Garten schrittweise zu sanieren und zu restaurieren. Den baulichen Start stellte die Sanierung der Tempelallee dar, die konsequent wieder als starke räumliche Kante zum Zierker See hergestellt wurde. Das enge Pflanzraster rahmt nun wieder gleich einem schmalen Fenster den Hebetempel. Dieses reizvolle, klassizistische Kleinod wurde kurz darauf ebenfalls vollständig restauriert. Die ursprünglich durch mangelnde Pflege sehr ausgeräumten Bosketts sind heute wieder aufgepflanzt und schließen sich zunehmend zur Mittelachse wieder zu einem dichten Bestand. Das desolate und stark vereinfachte Wegesystem wurde nach dem historischen Vorbild der landschaftlichen Überformung des 19. Jahrhunderts wieder hergestellt. Parallel startete eine konsequente Restaurierung des größten Teils der Gartenstaffagen, Mauern und Figurenausstattung. Der Weinberg, ursprünglich ein intimer Ort mit hoch anspruchsvoller Gartengestaltung und -ausstattung, wurde nach 1945 in eine sowjetische Kriegsgräberstätte umgewandelt. Die Sanierung dieses Bereichs hat die planerische Herausforderung vollbracht, den Weinberg wieder gestalterisch in den Schlossgarten zu integrieren und dennoch den Charakter des stillen Gedenkortes der Kriegsgräberstätte aufrechtzuerhalten. Dunkle Koniferen sind farbenprächtigen Blüten- und Obstgehölzpflanzungen gewichen und der mit aufwendig sanierten Mauern umrahmte Hof lädt wieder zum Verweilen ein. Unmittelbar an diesen Bereich grenzen die sogenannten Neuen Anlagen, die zwischen der Schlosskoppel, dem Marstall und dem formalen Garten vermitteln. Er geht wahrscheinlich auf den Entwurf von Peter Joseph Lenné zurück. Dieser Teil erfuhr die stärksten Veränderungen im Rahmen seiner Sanierung. Anhand von Luftaufnahmen der Kriegs- und Nachkriegsbefliegung sowie anhand von archäologischen Erkenntnissen wurden das landschaftliche Wegesystem und Relief rekonstruiert. Der Wildwuchs des vergangen halben Jahrhunderts wurde entfernt und dem Vorbild des Landschaftsgarten entsprechend nachgepflanzt.

Heute eröffnen sich dem flanierenden Besucher entlang der neuen, alten Wege wieder faszinierende Ausblicke, Gartenkulissen und abwechslungsreiche Landschaftseindrücke. Die Aufenthaltsqualität wurde enorm gesteigert und gartenkünstlerische Intentionen des 18. und 19. Jahrhunderts wiederbelebt. Der Park ist das grüne Herz der Residenzstadt Neustrelitz.

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